Erstmals laden Karin Jäckel
und das AutorenNetzwerk Ortenau-Elsass
zu "Wortkunst & Musik" ins gemütlich-heimelige Rebhüsl auf dem Mösbacher Lochhof bei Familie Wilhelm ein.
Bei heißen und kalten Getränken und frisch gebackenem Kuchen erwartet Sie nicht nur ein zauberhafter Blick über Reben und weites Land bis zu den Türmen von Straßburg, sondern auch ein Ohrenschmaus der besonderen Art.
Aus ihren schriftstellerischen Werken lesen die Autor/innen Brigitta Neidig, Uwe Wedemeyer und Karin Jäckel.
Mit poetischen Liedern zu virtuosem Gitarrenspiel wartet der mehrfach in Wettbewerben preisgekrönte Liedermacher Serge Rieger aus dem elsässischen Surbourg auf.
Aufstieg zwischen Reben und Wiesenblumen
Vor den Preis hat der Weg hinauf zum Rebhüsl der Familie Wilhelm auf dem Lochhof in Achern-Mösbach den Schweiß gestellt, möchte man in Abwandlung eines Sprichworts rufen, wenn man den kurzen, steilen Aufstieg durch Rebengrün und Wiesenblumen hinter sich hat.
Niemand, der nicht wenigstens etwas aus der Puste war, als sich die Fans regionaler Literatur und Musik unter dem efeuschattigen Dach des Freisitzes hinter dem Blockhäuschen zu einem kühlen Trunk und fröhlichen Begrüßungsgesprächen niederließen.
Plauderstündchen mit Karin Jäckel, Brigitta Neidig, Uwe Wedemeyer und Serge Rieger
Selten hat man, wie dort im Grünen, die Gelegenheit, so unmittelbar und ausführlich mit den das Programm des Tages aktiv Gestaltenden und anderen Mitgliedern des AutorenNetzwerks zu plaudern, Fragen zu stellen oder auch eigene Schriftstellerversuche zu präsentieren und zu diskutieren.
Die Sonne meinte es gut diesem Sonntagnachmittag; zu gut für so manchen unbehüteten Schopf, wie man schnell merkte, und viel zu gut für die Sahnerolle und den Käsekuchen, die drinnen im Blockhaus lockten. Der herausziehende Kaffeeduft tat ein Übriges. Und so saß man pünktlich zu Programmbeginn im stimmungsvollen Ambiente des Rebhüsls beisammen und ließ sich zum dargebotenen Ohrenschmaus die Köstlichkeiten des Hauses auf der Zunge zergehen.
Fröhlich-buntes Mix-Programm
Serge Rieger, der nicht nur in unserer Region beliebte Lied-Poet aus dem elsässischen Surbourg, die in Gengenbach wohnhafte Mundartdichterin Brigitta Neidig, der in Schutterwald ansässige Satiriker Uwe Wedemeyer und die in Oberkirch lebende Roman- und Kinderbuch-Autorin Karin Jäckel hatten einen bunten, fröhlichen Mix aus badischer Mundart, Hochdeutsch und Elsässerditsch in gelesenem und gesungenem Wort zusammengestellt.
Bluthochdruck und Kaffeeklatsch
Mit dem ihr eigenen augenzwinkernden Humor lauschte Brigitta Neidig einem in die Jahre gekommenen Frauenkaffeekränzchen allerlei Gesundheitsfragen zwischen Blutdruckmessgerät, Cholesterin und süßem Sündenfall am Kuchenbüffet ab.
Die Situationskomik im Verbund mit einem gewissen selbstironischen Wiedererkennungseffekt löste im Publikum so manches Spontanlachen aus. Doch auch der Umzug vom Resl, das seinen Hausstand von sieben auf zwei Zimmer reduzieren muss und bei jedem liebgewordenen, nun nicht mehr mitzunehmenden Inventarstück ins Räsonieren kommt, was eigentlich und wo Heimat ist, rief so manches Kopfnicken und wissendes Mitgefühl hervor.
Unveröffentlichtes als besonders "Gutsele" für die Zuhörerschar
Renovierfieber bestimmte die Kurzgeschichte Karin Jäckels, in der eine listige Hausfrau den liebsten aller renovierungsunwilligen Ehemänner zu der Annahme bewegt, er selbst sei derjenige, der dringend renovieren wolle.
Unveröffentlichtes, so die Autorin, lese sie bei öffentlichen Anlässen am liebsten. Da ihre Bücher ja überall zu kaufen, diese Geschichten aber nur bei Lesungen zu hören seien, wisse das Publikum, dass es dann immer einmal mit einem solchen "Gutsele" für sein Kommen belohnt werde.
Gruseln im Sonnenschein? Im Kopfkino immer
Gut, dass Serge Rieger mit seinen zwischen den literarischen Kabinettstückchen eingestreuten Liedern Denkpausen und Gefühlsveränderungen herbeisang. Wie sonst hätte das Publikum den Gedankensprung aus der heimeligen Schmunzelecke ins eiskalte Wasser der schwarzhumorigen Krimiszenen Uwe Wedemeyers überstanden!
Fast greifbar die Stille bei seiner akribisch beobachteten Duellanten-Szene, deren Schlüsselwort „Zieh!“ in bester Django-Manier Kopfkino erzeugte. Nicht weniger Gänsehautgefühl trug der nächtliche Verfolger einer soeben von einer Friedhofssession nach Hause eilenden Gothic-Liebhaberin in die Runde der Zuhörenden. Dreibeinig schien er hinter ihr her zu sein. Ein Monster etwa, blutrünstig dem von ihr auf dem Friedhof aufgewühlten Grab entstiegen? Bereit, die Zähne in ihren weiß geschminkten Hals zu schlagen? Wie gut verstand man die heimlichen Versprechen und Gelöbnisse der Verfolgten, nie, nie mehr schwarze Kutte und weiße Schminke und Störung der Totenruhe. Und wie wohl tat das Lachen am Ende, als der Gruselfaktor sich als harmloser Mann mit Blindenstock auflöste!
Von Zauberfeen und anderen Ohrwürmern
Gern ließ man sich aus diesem sprachlichen Finstertal von Serge Rieger in den Garten der Zauberfee mitnehmen, die dort in ihrem Hüsele mit dem Müsele im vierblättrigen Klee wohnt, oder zu den Tanzvergnügen der Ratten, die dem Bauern den Speck wegfressen und es sich wohl sein lassen.
Lustig und märchenhaft sind sie, diese Lieder, die der Barde oft mit den Kindern singt, denen er in der Schule das allmählich aussterbende Elsässerditsch wieder nahebringt und dies am besten mit seinen Liedern kann, die nicht nur die Kinder lieben. Man merkt ihm das Herzblut an, das er in diesen Unterricht investiert, und auch das Können, das in seinen Liedern steckt, die so klingen, als könnten sie gar nicht anders formuliert und intoniert sein und gerade darum so ohrwurmartig ankommen.
Copyright Karin Jäckel
Die Preisverleihung ist öffentlich.
Um Voranmeldungen wird gebeten.
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