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Oktober 2020

16.10. Regionaler Literaturtag      Mediathek Oberkirch                            für Kinder und Erwachsene

Der Kindervormittag entfiel wegen Corona

Geboten worden wäre




Badisch-Elsässischer Abend                                      um 19 Uhr

Impressionen des Abends vor ausverkauftem Haus

Impressionen des Abends mit Christine Wolf & Pierre Zeidler, Yves Rudio, Detlef Spötter & Dragomir, Gerd Birsner, Karin Jäckel
Impressionen des Abends mit Christine Wolf & Pierre Zeidler, Yves Rudio, Detlef Spötter & Dragomir, Gerd Birsner, Karin Jäckel
Mittelbadische Presse ARZ am 20.10.2020
Mittelbadische Presse ARZ am 20.10.2020


Entfällt wegen Corona

20.10. Erzähl-Café Neumühl um 19:30 Uhr

Ha, so ebbs!                                                  Mundart-G'schichtle und Liedle

Ludwig Hillenbrand

Musikalisch begleitet von Gerd Birsner

Geboten worden wäre



23.10. Offenburg um 19 Uhr

Schulmensa im Stadtteil- und Familienzentrum am Mühlbach, Vogesenstr. 14

Wortkunst & Film & Musik

Kino, nicht nur im Kopf

OT, 4.11.2020
OT, 4.11.2020

Einmal noch vor dem zweiten Lockdown

©Karin Jäckel

 

Rasch waren die auf Großlücke gestellten Plätze besetzt, als am Freitagabend die Lichter hinter den Kolonaden des Offenburger Stadt- und Familienzentrums für das AutorenNetzwerk Ortenau-Elsass® angingen. Erwartungsvoll richteten sich aller Augen auf die große Filmleinwand, als Clemens Bühler, der Leiter des Bildungszentrums Offenburg, ans Mikrofon trat, um mit einer kleinen Begrüßungsansprache einen ganz besondere Film anzukündigen und um Verständnis für Schutzmaskenpflicht und Handhygiene zu werben.

 

Auch Karin Jäckel, Autorin aus Oberkirch und Leiterin des von ihr gegründeten AutorenNetzwerks, machte es kurz und übergab ihrer Netzwerkkollegin Anita Vogel das Wort, deren biographischer Heimatfilm "D' Bergnaiheri" neugierig stimmte.

Auf Anregung und in Zusammenarbeit mit dem Amateur-Film-und-Foto-Club Kappelrodeck entstanden, setzt dieser nicht nur die als Drehbuchschreiberin und Solo-Darstellerin fungierende Interpretin in Szene, sondern auch den Frauen ihrer Familie ein Generationendenkmal.

Vor historischem Hintergrund der 1920er bis 1970er Jahre spielend, durchlief die „Bergnaiheri“ alias Anita Vogel die Moden der Zeit vom Capottehütchen bis zur Geisterbraut und stichelte sich nicht nur mit der Nadel durch so manche Anpassprobe. Ob Rüschenbluse über dem Busenwunder oder ein zu wattierendes Hinterteil einer allzu schlanken Grande Dame, ob heiratslustige Bewerberzumutung für die stets très chic daherkommende Schneiderin oder deren einsamer Lili-Marleen-Verschnitt im Dauerwartezustand an der Bahnhofslaterne, - keine Szene, in der es nicht vor Esprit und Koketterie im Mix mit burleskem Klamauk sprühte.

Die anschließende Pause wurde zwar durch die Schutzmaske und den Verzicht auf ein Getränk etwas beeinträchtigt, doch tat auch ein Schwätzle auf Abstand gut.

 

Für Helmut Hannigs biographische Erzählung „Heimaterde“ konnte man fürwahr etwas Seelenstärkung brauchen. Seine mit brüchiger Stimme vorgetragene autobiographische Erzählung über sein Kriegskindschicksal und die lebensbedrohliche Flucht mit der Mutter und zwei Brüdern aus dem Sudentenland nach Süddeutschland ließ Schreckensbilder  lebendig werden. Angekommen in einem badischen Dorf, war die vaterlose Familie weder willkommen, noch konnte sie menschenwürdig aufgenommen, geschweige denn ausreichend ernährt werden. 

Hunger, Armut, Not und Heimweh bestimmten das Leben in der Fremde. Eindringlich die Szene, wie der Sohn die Mutter um etwas zu essen bat und sie ihm ihre Hand gab, damit er davon essen möge, da sie sonst nichts habe.

Mitten ins Herz aber traf der Autor mit der Schilderung des kostbarsten Schatzes der Mutter, einer Handvoll Heimaterde. Hatte Anita Vogels „Bergnahieri“ so manches Lachen geerntet, zog mit Helmut Hannig die berühmte Stecknadel-Stille ein, in der die Luft nicht nur wegen der Maske vor Mund und Nase knapp geworden zu sein schien.

 

Gerd Birsner, das musikalische Kraftpaket aus „Diersche“mit dem Blues im Blut, hatte es schwer, den Nebel aus den Gedanken zu vertreiben, der, wie es in einem seiner Lieder heißt, so dicht schien, dass der eigene Nabel darin ertrank.

Doch lange dauerte es nicht, bis der musikalisch heraufbeschworene Sommer mit Birsner‘schem „Schmu und ein bisschen Hölderlin“ seine nackten Knie „wie Marilyn“ zeigte und dem Publikum einheizte.

Wie gern der Gerd mit der Monika Mund-zu-Mund-Beatmung schnuffelt und wie wundersam der „Sternenhimmel als größtes Bilderbuch der Welt“ für einen leuchtet, dem einst die Beatles sein Lebensmotto „jeschde nie“ geklaut haben, ließ Gänsehaut wachsen. Und auch wenn der "Rabbedabber" in Ermangelung des abgebrannten "Rappen" den "Babbe" nun nicht mehr "in de Schlabbe" zum Schoppen lockt, so rockte der "Birsgerd" seine 44 Jahre fulminanten Birsnereien doch bis runter zum „Hans im Schnoogeloch“ und rauf bis zum schmusigen „Badischen Himmel“.

 

„Zuhören mögen hätte man noch lange“, meinte eine der Damen im Publikum, die sich das Heimgehen mit Birsners brandneuer CD versüßte. Und dabei strahlten ihre Augen über der Maske wie die berühmten Fensterlein, die Gottfried Keller einst besungen hatte. Ohne Maske wäre dieser Glanz vielleicht gar nicht aufgefallen.